JOHN BOCK

Im Modder der Summenmutation

3. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014

Opulente Filme, labyrinthische Installationen, komplexe Vorträge und ausufernde Aktionen – all diese Komponenten gehören zum Kunst-Universum von John Bock und prägen den grenzüberschreitenden Charakter seines Werks. Mit der Ausstellung Im Modder der Summenmutation präsentiert die Bundeskunsthalle eine Fusion der wichtigsten Stränge in Bocks Kunstschaffen und wagt dabei den Grenzgang zwischen Retrospektive und neuer Produktion.

Als „RE-Vorträge“ werden einige seiner Aktionen, Vorträge und Filme in veränderter Form zur Wiederaufführung gebracht, während live in der Ausstellung ein neuer Film produziert wird, der später an gleicher Stelle zu sehen sein wird. Sowohl bestehende Installationen aus verschiedenen Kontexten als auch neue Arbeiten des Künstlers summieren sich hier und mutieren gemeinsam zu einem neuen, pulsierenden Gebilde: Im Modder der Summenmutation ist eine Überblicksschau, die ganz in Bock’scher Manier den geordneten Überblick verweigert. Die verschiedenen Genres, in denen der Künstler zuhause ist, bringt er wie gewohnt virtuos zum Verschmelzen und schafft damit ein ebenso komplexes wie künstlerisch konsequentes Panorama seines bisherigen Oeuvres.

John Bock, geboren 1965 im schleswig-holsteinischen Gribbohm, gehört wohl zu den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen und internationalen Kunstszene. Bereits seit Mitte der 1990er Jahre ist er für seine Aktionen und Vorträge, aber auch multimediale Installationen bekannt und hat seitdem sein Spektrum stetig erweitert. Das Medium Film spielt in John Bocks Werk seit etwa zehn Jahren eine zunehmend zentrale Rolle. Immer komplexer und opulenter gestalten sich seine Produktionen, bei denen er nicht selten sowohl als Regisseur, Drehbuchautor als auch Darsteller agiert. Ein besonderes Augenmerk legt John Bock dabei stets auf die Sprache. Das spiegelt sich einerseits in seinen ebenso exzentrisch wie präzise gewählten Werk- und Ausstellungstiteln, die seine Arbeiten oft um eine zusätzliche Ebene erweitern. Vor allem aber ist die Sprache – das gesprochene Wort ebenso wie Gestik und Mimik – Basis seiner ausschweifenden Aktionen und Lectures. Spätestens seit der documenta 11 im Jahr 2002 gilt John Bock als einer der „Universalkünstler“, der zwischen den Genres wechselt, Gattungsgrenzen verschwinden lässt und die Schranken zwischen Künstler und Rezipient aufhebt. Auch seine Beiträge für die Biennale in Venedig, an der er bereits dreimal teilnahm, spiegeln die Bedeutung und Präsenz seines vielfältigen Oeuvres. Gleichsam als Künstler und Kurator agierte Bock in seiner Ausstellung FischGrätenMelkStand in der Temporären Kunsthalle Berlin im Jahr 2010, wo er unter anderem Werke von 65 verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern in seine Installation integrierte.

Das Prinzip des Überlagerns, des Verdichtens und der Grenzüberschreitung spiegelt sich auch in der großen Überblicksschau, die die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland dem Künstler nun ausrichtet. Im Modder der Summenmutation konterkariert das statische Moment einer retrospektiven Ausstellung und erweitert deren Prinzip, entsprechend dem Charakter des Werks, um das prozesshafte, stets veränderliche Moment. Die Frage „Was kann Ausstellen heute bedeuten?“, beantwortet John Bock hier mit einer bedingungslos offensiven Geste – ein Plädoyer für die fortwährende Erweiterung des Kunstbegriffs.

Begleitend zur Ausstellung erscheint die Publikation „Meechfieber“, die erstmalig alle bisherigen Vorträge und Filme von John Bock als umfassende Textsammlung dokumentiert. Ergänzt wird diese Anthologie durch zahlreiche Zeichnungen und Skizzen des Künstlers.