Targets
Fotografien von Herlinde Koelbl
31. Oktober 2014 bis 11. Januar 2015
In ihrem neuen, international angelegten Kunstprojekt TARGETS beschäftigt sich die Fotografin Herlinde Koelbl mit militärischer Ausbildung und den kulturellen Unterschieden, die sich in den jeweils landestypischen Schießzielen widerspiegeln. Die Fotografien, die in einen Zeitraum von sechs Jahren in fast 30 Ländern entstanden, werden im Erinnerungsjahr an den Ersten Weltkrieg 2014 in der Bundeskunsthalle zu sehen sein.
«Es klingt grausam, aber das Töten lernen muss automatisiert werden, um zu funktionieren.»
Herlinde Koelbl fotografierte ihr erstes TARGET vor über drei Jahrzehnten. Das Schießziel war eine zerschossene, durchlöcherte Blechfigur in einer Ackerfurche – für die Fotografin ein Symbol für Gewalt und Tod.
Vor sechs Jahren nahm sie das Thema wieder auf und begann ihr internationales Fotoprojekt TARGETS. Herlinde Koelbl bereiste fast dreißig Länder, um die Ziele zu dokumentieren, auf die Soldatinnen und Soldaten weltweit konditioniert werden zu schießen. Wie ist der Feind dargestellt, den sie später töten sollen? Ist er eine abstrakte Figur? Oder hat er ein Gesicht? Wenn ja, wie sieht es aus? Zeigen die TARGETS kulturelle Unterschiede? Haben sich die Feindbilder verändert?
Ein US-Soldat berichtete, er sei noch an der „Iwan-Figur mit einem roten Stern am Helm“ ausgebildet worden: Der Feind war die Sowjetunion. Heute gibt es stattdessen orientalisch gekleidete Zielfiguren.
Wer ist der Feind? Von welcher Seite sehe ich den Feind? Jeder glaubt, auf der richtigen Seite zu stehen. In der Realität des Krieges sind immer die Soldaten das Ziel, deshalb porträtierte Herlinde Koelbl auch sie: Die lebenden Ziele.
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum, Berlin
Videoinstallation, Hörstationen, Zitate
Die fotografischen Arbeiten werden durch Audioaufnahmen und Zitate aus zahlreichen Interviews ergänzt. Eine vierseitige Videoinstallation bildet den Abschluss der Ausstellung.
Herlinde Koelbl suchte auf ihren Reisen den direkten Kontakt zu den Soldaten. Sie wollte erfahren: Wie denken Soldaten, die im Einsatz sind oder waren? Welche Erfahrungen bringen sie vom Krieg mit nach Hause? Plagen sie Zweifel und Schuldgefühle? Machen sie sich Gedanken über das Töten und die Möglichkeit, selbst getötet zu werden? Haben sie Angst? Welchen Stellenwert hat Kameradschaft? Warum haben sie sich für das Militär entschieden? Was macht einen guten Führungsstil aus?