Die Bundeskunsthalle feiert 30. Geburtstag. 30 Jahre Kunst, Wissenschaft, Musik und Politik: Menschen, die diese 30 Jahre geprägt und erlebt haben, treffen auf Menschen, die 30 werden. Wir hören Nachrichten und Hits von vor 30 Jahren und erinnern uns an Dinge, die es nicht mehr gibt – oder die gerade ein Comeback erleben: Telefonbuch, Taschenrechner, Rhythm is A Dancer. Unsere Hosts Bettina Rust und Leyla Yenirce gehen mit uns auf eine Zeitreise zu den Bonner Wurzeln der heutigen Berliner Republik.

Mit u.a. Wolfgang Tillmans, Wigald Boning, Bärbel Schäfer, Jessica Rosenthal (SPD, MdB), Dr. Wolfgang Schäuble (CDU, MdB, Bundestagspräsident a.D.), Drangsal, Marina Abramović, Liam Gillick, Aminata Belli, Chin Chin, Victoria Pidust, Agnieszka Lulinska, Michael Münzing (Snap!), Treuhand Techno...

Wöchentlich neue Folgen – überall dort, wo es Podcasts gibt.

Eine Produktion der Bundeskunsthalle in Zusammenarbeit mit Bosepark Productions

Hören Sie die besten Hits aus dem Jahr 1992 – eine Auswahl unserer Gäste und der Bundeskunsthalle.

Wie schreibt man einen Welthit? Snap!-Produzent Michael Münzing erklärt es anhand von "Rhythm is a Dancer", der Dauer-Nummer-1 von 1992, mit der Eurodance begann. Warum das Ende von Eurodance auch das Ende der EU bedeutet, erklärt Schriftsteller Ingo Niermann, Chronist der neunziger Jahre und Gründer der "Army of Love". Am Ende scratchen wir drei Jahre zurück, es ist November 1989: Ingo Niermann hat sein Schlafzimmer zur Mauer und kann wegen des Lärms nicht mehr schlafen. Und Snap! unterbrechen ihr Konzert in Ostberlin, um einem geheimnisvollen Klopfen von hunderten Hämmern auf die Spur zu kommen ...
Dazu: Christiane Funke, Ansprechpartnerin für alle Artcard-Inhaber*innen, erinnert sich an das Graffiti & Street Art Festival 2015, das manche Besucher*in zum Weitersprayen animierte. Und Kuratorin Katharina Chrubasik erinnert sich an die feine Diplomatie, die nötig war, um 2008 die Schätze Siziliens nach Bonn zu bringen.

İbrahim Arslan überlebte den Brandanschlag auf seine Familie in Mölln am 23. November 1992. Die 1991 geborene Maithu Bùi wuchs als Tochter vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen der DDR im sächsischen Plauen und im bayerischen Starnberg auf. Gerade zeigt sie auf der Berlin Biennale eine Videoarbeit über ihre Elterngeneration, die durch die Wende in Unsicherheit stürzte. Im August 1992 blickte die Welt schockiert auf die tagelangen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen gegen Vietnames*innen. Maithu Bùi und İbrahim Arslan erzählen, wie sie in täglicher Gefahr aufwuchsen und wie sie dabei ihre Stimme fanden, um gegen strukturellen Rassismus anzugehen, der auch 30 Jahre später breite Teile unserer Gesellschaft ausgrenzt und bedroht.
Dazu: Kuratorin Susanne Kleine erinnert sich an „The Playground Project“, in dem 2018 der Dachgarten der Bundeskunsthalle zum Kunst-Spielplatz wurde.

Plötzlich saßen ganz normale Menschen im Fernsehen und gingen einander an die Gurgel. Auf dem Moderationsstuhl: Bärbel Schäfer, Talkmasterin einer erhitzten Republik. Vor dem Fernseher: die 1992 geborene Aminata Belli, die davon träumte MTV-Moderatorin zu werden. Bis sie es wurde. Vom Talkshow-Boom bis Social Media: Die Journalistinnen Bärbel Schäfer und Aminata Belli rekapitulieren 30 Jahre Mediengeschichte, in denen sich Öffentlichkeit und Debattenkultur radikal verändert haben.
Dazu: Angelica Francke erinnert sich an den Besucheransturm auf "Das Gold aus Peru", die sie 1998 kuratierte.

Die Folge beginnt auf Deutsch and switches to English when Liam Gillick picks up from his studio in New York. Liam is one of the most influential artists of the present, and knows Bundeskunsthalle inside out: 2010 he had a retrospective here, and now he co-curated "Farbe ist Programm" together with all seven curators and the director. Looking back to 1992, Liam recalls a time of experimentation, traveling reunited Germany, and visiting press conferences or changing door handles as art. If you always wondered what makes an artist an artist: Liam has the answer.
Dazu: Vera Adams, bis 2022 Leiterin der Fremdveranstaltungen, erinnert sich, wie sie einmal Kunst für Müll hielt und entsorgen ließ.

Feat. Schriftsteller Clemens Setz und Der Unsterbliche Taschenrechner
In der Performance-Reihe "Treuhand Techno" arbeitet das Theaterkollektiv Panzerkreuzer Rotkäppchen die Zeit um 1992 auf, in der DDR-Betriebe schlossen, Techno-Clubs öffneten und Maschinentänze die Maschinenarbeit ablösten. Von den "emotionalen Räumen des Ostens" erzählt Treuhand-Techno-Mitglied Simon Strick. Treuhand-Manager Martin Kirchner-Anzinger ging damals selbst nach 16-Stunden-Schichten gerne in den Techno-Club, der gegenüber lag. Ein Streitgespräch.
Dazu: Henriette Pleiger erinnert sich, wie 2005 in "Dschingis Khan und seine Erben" erstmals die Schätze der Mongolei an einem Ort zusammenkamen. Auch ein Schamane reiste an, und Eva Müller aus dem Marketing erzählt von seiner Feuerzeremonie auf dem Dach, während auf rätselhafte Weise der Regen einsetzte.

Als am frühen Morgen des 24. Februar russische Bomben auf Kiew fielen, war Victoria Pidust, geboren 1992 in Nikopol, gerade für eine Ausstellungseröffnung ihres Partners Volo Bevza nach Kiew gereist. Das Paar schlug sich nach Lwiw durch, wo sie Panzersperren schmiedeten. Mit Agnieszka Lulinska, Kuratorin der Bundeskunsthalle seit 1992, blickt Pidust auf Jahrhunderte russischen Imperialismus' - und die europäischen Avantgarden, deren Wege Lulinska 1994 für die große Ausstellung "Europa, Europa" erkundete. Im Gespräch wird klar: Europa ist größer und vielfältiger, als die meisten von uns ahnen.
Dazu: Kuratorin Henriette Pleiger erinnert sich an die Democratic Disco zur Eröffnung ihrer Ausstellung über das Down-Syndrom 2016.

Marina Abramoviç erinnert sich an die Eröffnung der Bundeskunsthalle, an ihren Abschied von Ulay in der Ausstellung „THE CLEANER“ und an die Balkankriege um 1992. Schauspieler Johannes Brüssau erzählt, wie er für Abramoviç nackt in der Bundeskunsthalle stand und wie er mit seinem Partner Daniel Breitfelder Bonns queere Partyreihe CHIN CHIN gründete. Beide geben einen Ausblick auf die große Jubiläums-Party in der Bundeskunsthalle am 4. Juni.
Dazu: Pressesprecher Sven Bergmann erinnert sich an seinen größten Schock-Moment bei der Pressekonferenz zur Karl-Lagerfeld-Ausstellung 2015. Kuratorin Johanna Adam erzählt, wie die Michael Jackson-Ausstellung 2019 durch neue Recherchen über Kindesmissbrauch eingeholt wurde. Und Bibliotheks-Leiterin Margot Flatow erinnert sich an zwei Flitzer bei der Eröffnungsfeier der Bundeskunsthalle.

Wie waren Männer 1992, und wie haben sich Geschlechterrollen verändert? Der Sänger Drangsal erzählt, wie er seinen Stil fand, auch im Widerstand gegen den Vater. Und Wigald Boning erinnert sich, wie er mit Die Doofen Vorband von Slash und Bon Jovi wurde – mit Worten, die man heute so nicht mehr verwenden würde.
Dazu: Hubert Ringwald, Referent der Geschäftsführung, erinnert sich an ein überwältigendes Trommel-Konzert bei der Eröffnung der Luis-Buñuel-Ausstellung 1994.

1992: Die Maastricht-Verträge sind unterzeichnet, AIDS wütet, und Wolfgang Tillmans fotografiert für das Magazin "i-D" auf der Love Parade. Vor seiner großen MoMA-Retrospektive im Herbst 2022 blickt der Künstler zurück auf die utopische Zeit, in der er seine künstlerische Sprache fand.
Dazu: Kuratorin Agnieszka Lulińska erinnert sich, wie der Geist des eben verstorbenen Freddy Mercury aus einer Kunstinstallation rollte.

Wolfgang Schäuble war 30, als er 1972 in den Bundestag kam. Die 1992 geborene Bonner SPD-Vorsitzende und Juso-Chefin Jessica Rosenthal ist neu im Bundestag. Beide sprechen über die alte Hauptstadt, die entscheidende Rede für den Regierungsumzug nach Berlin und zwei grundverschiedene Verständnisse von Politik.
Dazu: Intendantin Eva Kraus freut sich auf die große Jubiläumsparty. Der erste Geschäftsführer Wenzel Jacob erinnert sich, wie ihn Bundeskanzler Helmut Kohl zur Eile antrieb. Kurator Kasper König erinnert sich, wie er ein Angebot Helmut Kohls ausschlug. Und die erste Pressesprecherin Maja Majer-Wallat erinnert sich an die spektakuläre Landung der drei riesigen blauen Kegel auf dem Dach.