Im Sommersemester 2023 begannen Studierende des Masterprogramms Museumsstudien der Uni Bonn (unter der Leitung von Dr. Simon Ebert, Julia Krings (beide Uni Bonn) und Kolja Reichert (Bundeskunsthalle)) begleitend eine Kartographierung des postmodernen Erbes der einstigen Bundeshauptstadt Bonn. Gemeinsam mit den Kurator*innen der Ausstellung und dem LVR-Denkmalschutzamt nahmen wir gezielt die Eigenarten postmoderner Architektur in den Blick.

Auf Stadtspaziergängen sammelten wir Beispiele und diskutierten sie gemeinsam – was bedeutet postmodern und wie wurde dieses Phänomen im Bonn der 70er, 80er und beginnenden 90er Jahre ge- und erlebt? Unsere Suche führte uns auf soziokulturellen Pfaden quer durch die bewegten Hauptstadtjahre, die geprägt waren von Krisen, Umbrüchen und Veränderungen. Die Ölkrise zu Beginn der 70er, autofreie Sonntage, die Friedensdemonstrationen auf der Hofgartenwiese in den 80ern, eine florierende Punkszene oder die Forderungen zum Erhalt des historischen Stadtgefüges sind wichtige Fragmente im mosaizierten Fundament des aktuellen Stadtbildes wie Lebensgefühls oder der Kulturlandschaft in Bonn.

Architektonisch gerahmt wurden diese Jahre von mitunter überraschenden Schätzen, die sich vom Bonner Norden durch die Innenstadt bis in die südlichen Ausläufe ziehen – als singuläre Unikate oder im Verbund sind sie allesamt postmoderne Zeugen eines gesellschaftlichen Phänomens in unserer Stadt. Jede Zeit hat ihre architektonischen Ideale, es ist an den nachkommenden Generationen zu entscheiden, was erhalten, an was erinnert oder was gewürdigt werden wird – ein Aushandlungsprozess, der stets im Wandel begriffen ist. Wir nehmen Sie mit auf einen Rundgang, auf dem draufsteht, was drin ist: Alles auf einmal!

Wenn nicht anders angegeben, sind alle Abbildungen von Jean-Luc Ikelle-Matiba, Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn.